Abschied von Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer
Katholische Kirchengemeinde feiert 100 Jahre Späth-Orgel

Für die katholische Kirchengemeinde in Schramberg bot der vergangene Sonntag gleich zwei feierliche Anlässe. Zum einen konnte die Orgel der Gebrüder Späth in der Heilig-Geist-Kirche auf ihren 100. Weihetag zurückblicken und zum anderen verabschiedete sich Kirchenmusikdirektor Rudi Schäfer nach fast 42 Dienstjahren in den wohlverdienten Ruhestand.
Schramberg. In einem feierlichen Gottesdienst mit einer Orchestermesse des österreichischen Komponisten Anton Bruckner (1824-1896) beging Rudi Schäfer das Jubiläum und seinen Abschied in angemessenem Rahmen.

Von Jugend an für Kirchenmusik begeistert
Schäfer begeisterte sich schon früh für das Instrument Orgel und nahm bereits in jungen Jahren Unterricht in Trossingen. Dort förderte Kirchenchorleiter Maximilian Schnurrer sein Talent und bewog ihn zum Musikstudium an der Hochschule für Kirchenmusik in Rottenburg. Noch während seines Studiums bewarb er sich für die neu geschaffene hauptamtliche Stelle als Kirchenmusiker in der Fünftälerstadt.
Am 13. Januar 1984 leitete er seine erste offizielle Chorprobe, wie Dekan Kocholl in seiner Predigt erzählte. Denkwürdig war zwei Wochen später der erste Auftritt beim Requiem für seinen Vorgänger Walter Pfundstein, der den Kirchenchor 45 Jahre leitete. Im Mai gründete Schäfer die Jugendschola und etablierte in den folgenden Jahren die Gregorianik-, Kinder- und Frauenschola sowie das Vokalensemble.

Diakon Markus Schneider hob „die Ruhe und Ausstrahlung des Chorleiters“ hervor. Sein „Talent blieb nicht unbemerkt“, ergänzte Kocholl, denn schließlich wirkte Rudi Schäfer auch über Schramberg hinaus. Doch „dieser Rückblick zeigt nur einen Ausschnitt, von dem, was Rudi geschaffen hat“, so Kocholl weiter.
Grußworten der Wegbegleiterinnen und -begleiter
Am Ende des Gottesdienstes erhielt Diözesanmusikdirektor Hans Schnieders das Wort, der „berührt von den herrlichen Klängen des Instruments, mehr noch von den Ensembles“ war. Er lobte Schäfers unermüdlichen Einsatz und richtete seinen Blick vor allem auf seine Tätigkeit als Dekanatskirchenmusiker.

Dort wirkte er als Orgelsachverständiger und setzte sich „in bewundernswerter Weise für diese Instrumente“ ein. Zudem seien viele Stücke aus seiner eigenen Arbeit erwachsen, von denen zwei „Einzug ins Gotteslob“ hielten. Gerne denke er an die „bewegende Abschiedsrede“ von Schäfer auf Diözesanebene zurück, die „vom Grundton der Dankbarkeit“ durchzogen war.
Brückenbauer
Barbara Kunst bezeichnete den scheidenden Kirchenmusikdirektor in ihrer Funktion als OB-Vertreterin der Großen Kreisstadt Schramberg sogar als „Brückenbauer zwischen Konfessionen.“ Sein musikalisches Engagement prägte nicht nur die eigenen Kirchenräume, „sondern ist – im besten Sinne – ‚ausgewandert.‘“
Gerade ökumenische Gottesdienste, aber auch „Junghans – Das Musical“ haben dies auf ihre eigene Weise gezeigt und die Stadt mit Musik gefüllt. Ebenso hob Kunst seinen Einsatz für die Schramberger Orgeln hervor und seine Initiative für den internationalen „Eberhard-Friedrich-Walcker-Preis.“

In kurzen Dankesworten schloss sich Christel Knecht im Namen der verschiedenen Chorgruppen der Laudatio an und überreichte ihm hierzu ein Präsent.

Für den Kirchengemeinderat bedankte sich Karin Pfaff für sein Wirken. Die katholische Kirchengemeinde in Schramberg verliere einen „Mensch mit tiefem Gespür für Mensch und Gemeinschaft“. Er habe „Musik nicht nur gelehrt, sondern gelebt“, so Pfaff weiter. Am Ende bedankte sie sich bei Schäfers Frau Agnes und den beiden Kindern, die am Wochenende oft auf ihn verzichten mussten.

Navigation durch ein Berufsleben
Zum Schluss bedankte sich der sonst so bescheidene Kirchenmusikdirektor in einem Navigationsvergleich seiner Berufstätigkeit bei allen, die ihn auf seinem Weg unterstützt und begleitet haben. Seine Route in Richtung Ruhestand betrug eine Ankunftszeit von 41 Jahren und 11 Monaten. Der Streckenverlauf beinhaltete zahlreiche Proben und Gottesdienste. Sehenswürdigkeiten auf der Strecke waren unter anderem die beiden katholischen Kirchen, „die einzigartige Orgeln beherbergen“, so Schäfer weiter.

Die Einkehr nach den Proben war fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Er berichtete von vielen Höhepunkten seiner Berufstätigkeit, aber auch von der „Gefahrenmeldung Corona“. Doch mit viel Einfallsreichtum gelang es dem Kirchenmusiker, auch die trostlose Pandemiezeit mit kleinen Chorbesetzungen musikalisch zu gestalten. „In Kürze hast Du das Ziel erreicht und befindest Dich im Ruhestand“, lautete die letzte Meldung des Navigationssystems. Schäfer betonte: „Ich war sehr zufrieden!“

Nach einem nicht mehr verklingen wollenden Beifall durfte Schäfer auf die Empore zurückeilen, wo ihm das Orchester und die Chorgruppen unter der Leitung seines Sohnes Benedikt ein Abschiedsständchen zum Besten gaben. Der umgedichtete Hit „Goodbye Arrivederci“ von Roi Bianco & Die Abbrunzanti Boys gestaltete den Abschied sehr emotional und rührte nicht wenige zu Tränen.

Stehempfang in der Mensa
Nach dem Segen war die Gemeinde zu einem Stehempfang in der Mensa des Gymnasiums eingeladen. Dort stießen Familie, Freunde und Weggefährten auf die knapp 42 Dienstjahre und den nun folgenden Ruhestand von Rudi Schäfer an. Außerdem erschien an diesem Festtag ein neuer Kinderkirchenführer der Heilig-Geist-Kirche, den Rudi Schäfer mit seiner Tochter Johanna gestaltet hat.

Zum Ausklang des Tages bot ein Orgelkonzert um 19 Uhr mit dem Organisten Sebastian Küchler-Blessing nochmals die Möglichkeit, am Jubiläumstag die Klänge der Späth-Orgel zu genießen.